[» Sengyo (Jugijo) 宜暁 (国宝 十便十宜帖の一枚)«, Yosa Buson (1771)]
俳句
Meine Nachbarn hassen mich:
Sie klappern mit ihren Pfannen
in der Winternacht.
Nacht. Ich beiße den
gefrorenen Pinsel
mit meinem letzten Zahn.
Der Wintersturm
bläst kleine Steine
gegen die Tempelglocke.
Ein Licht
entzündet sich am andern
in der Frühlingsnacht.
Ein Eimer ohne Boden
rollt und rollt
im Herbstwind.
[Yosa Buson (1716 – 1783) in der Übersetzung von Dietrich Krusche]
Haiku, die kleinste lyrische Form, die in der Weltliteratur zu Bedeutung gelangte, ist zugleich vollendeter dichterischer Ausdruck japanischen Geistes. Eine stets gegenständliche, naturnahe Kunstgebärde, die in ihrer Leichtigkeit von vieldeutigem Reichtum an Assoziations-Möglichkeiten umgeben ist. Ein hingehauchtes Bild, das den Leser und Betrachter in den Bann seiner fragmentarischen Vollkommenheit, den Zauber des Augenblicklichen zieht – und ihn entlässt, aber nicht mehr loslässt. [Dietrich Krusche]
Das Haiku ist weltweit zum poetischen Ideal geworden. Ein plötzliches Aufblitzen, ein Bild, das sich in das Echo der Dinge schmiegt, ein Klang – drei Zeilen und doch eine ganze Welt. Drei japanische Dichter haben das Haiku geprägt – der wandernde Basho mit seinen meditativen Inbildern, Buson mit seinen malerischen Miniaturen und Issa mit seiner Liebe selbst zu den kleinsten Kreaturen. Die Dichter der Beat Generation – Jack Kerouac, Allen Ginsberg und Gary Snyder – steckten mit ihrer Haiku-Begeisterung den gesamten Westen an und übertrugen das poetische Ideal in unsere Gegenwart. [Hans Jürgen Balmes]
http://trio-cantraiano.com/
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